Gezogene Kerzen
Wie die Berufsbezeichnung „Wachszieher“ verrät, wurden früher, als man noch keine modernen Maschinen kannte, die Kerzen gezogen.
Dabei wird der Docht über zwei große Trommeln gespannt und durch ein Wachsbecken gezogen. Bei jedem Durchgang nimmt der Docht ca. einen halben Millimeter Wachs auf. Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis der gewünschte Kerzendurchmesser erreicht ist. Ein beheiztes Kaliber, durch das sich der Kerzenstrang zwängt, sorgt für eine glatte Oberfläche.
Auf diese Weise erhält die „gezogene Kerze“ einen schichtweisen Aufbau, ähnlich wie die Jahresringe eines Baumes. Zwischen diesen Schichten befinden sich Lufteinschlüsse.
Der noch warme und weiche Kerzenstrang wird nun auf die gewünschte Länge geschnitten und zum Auskühlen kerzengerade gerollt. Erst wenn die Kerzenrohlinge kalt und fest geworden sind, wird der kegelförmige Kopf gefräst. Danach werden die Kerzen in eine Wachsmischung mit höherem Schmelzpunkt getaucht, damit sie einen stabilen Mantel erhalten. Zum Abschluss erhalten die Kerzen mit einem Spezialbohrer das Dornloch. Gleichzeitig wird die Kerze mit einem Messer unten begradigt.
Durch Verwendung wertvoller Rohstoffe (zugfähiges Paraffin, Stearin, Hartwachs und Bienenwachs) erreicht man mit dieser Herstellungsmethode die qualitativ hochwertigste Kerze.
Vorteile
Hohe Tropfsicherheit:
Durch die Lufteinschlüsse wird die Wärme isoliert, d.h. sie kann sich von der Flamme zum Kerzenrand nicht so schnell ausbreiten. Der Mantel mit höherem Schmelzpunkt bleibt länger stehen. Dadurch bildet sich eine tiefe Brennschale, in der sich das flüssige Wachs befindet. Diese Brennschale verhindert zusammen mit dem stabilen Rand wirkungsvoll das Tropfen der Kerze.
Hohe Stabilität:
Durch den schichtweisen Aufbau der Kerze bildet sie eine geschlossene Einheit.
Sie platzt nicht auseinander, wenn man sie auf einen Dorn steckt und ist sehr bruchsicher, wenn sie herunter fällt.
Hohe Leuchtkraft:
Durch die Luftschichten kann sich das Licht in der Kerze besser ausbreiten. Dadurch leuchtet eine gezogene Kerze in sich besonders.
Natürlichkeit:
Die Elfenbeinfarbe entsteht durch Lichtbrechung und durch die natürliche Farbe des Wachses. Das flüssige Wachs in der Brennschale ist milchig trüb und gibt der Kerze ihre warme, natürliche Ausstrahlung. Die Flammengröße steht im richtigen Verhältnis zur Kerzengröße.
Nachteile
Höherer Preis:
Der höhere Preis kommt durch die langwierige Herstellungsprozedur und die edleren Rohstoffe zustande.
Pflege:
Durch den dickeren Docht muss man bei gezogenen Kerzen öfter den Docht nachschneiden.
Fertigungstoleranzen:
Durch die vielen Arbeitsschritte, die oft nur mit Handarbeit ausgeführt werden, kommen leichte Abweichungen in Länge oder Durchmesser vor. Auch die Farben fallen durch die Handarbeit unterschiedlich aus.